1. FASTENSONNTAG

 

Bei seiner Taufe hat Jesus eine ganz tiefe Erfahrung gemacht: Er fühlt sich total von Gott ergriffen, fühlt wie Gott in ihm wirkt (Gottes Geist wirkt in ihm). Er wird sich seiner ganz besonderen Beziehung zu Gott bewusst, die mit den Worten umschrieben wird: „Du bist mein geliebter Sohn.“

Er muss das verarbeiten, muss sich darüber im Klaren werden, was diese Erfahrung für ihn bedeutet. Welche Konsequenzen hat das für ihn? Wenn Gott so zu ihm steht, wie kann und muss er dann leben, welche Grundentscheidungen muss er für sein Leben treffen? Diese Erfahrung treibt Jesus in die Wüste, in die Einsamkeit, in die Stille.

Die Fastenzeit, ist unsere „Wüstenzeit“ in der wir uns auf unseren Glauben besinnen, unsere persönliche Glaubens- und Lebensführung überprüfen. Wir wollen unsere persönliche Beziehung zu Gott und zum Mitmenschen wieder einmal deutlich und ehrlich betrachten, um vielleicht Veränderungen und Erneuerungen in unserem Leben vorzunehmen, wo es nötig ist.

Jesus hat die Erfahrung gemacht, dass Gott ihn angesprochen hat als seinen „geliebten Sohn“ und dass er von Gott eine ganz besondere Aufgabe bekommen hat. Welche Konsequenzen hat das für ihn, für sein Leben? Als Mensch muss er auch mit seinen natürlichen Neigungen kämpfen, Versuchungen widerstehen.

„Wenn er Gottes Sohn ist“, könnte er seine besondere Position ausnützen, seine Macht an erster Stelle einsetzen, um seine persönlichen, materiellen Bedürfnisse zu befriedigen, aus Steinen Brot zu machen. Aber er weiß: Vom Brot allein kann niemand leben. Wirklich Leben heißt, Gottes Wort annehmen und befolgen!

Wenn Gott so zu ihm steht, dann kann und darf seine ganze Lebensweise und -einstellung nicht darauf gerichtet sein, Macht und Einfluss zu haben, viel zu besitzen und über andere zu herrschen. Gerade in letzter Zeit sehen wir, wohin das - wie so oft in der menschlichen Geschichte - führen kann, im großen und im kleinen Bereich. Wenn man an Gott glaubt, sich in seinem Dienst weiß, dann will man nicht über Menschen herrschen, sondern auf ihr Wohl bedacht sein, ihnen dienen.

„Wenn er Gottes Sohn ist“, dann muss er auch der Versuchung widerstehen sich verantwortungslos auf Gott zu verlassen, sich selbst in Gefahr zu bringen, um Menschen zu imponieren und das mit der Begründung: „Gott wird schon dafür sorgen, dass mir nichts passiert!“ Gott also herausfordern, indem er ein falsches Vertrauen auf ihn setzt. Jesus muss darum ringen, Gott den richtigen Stellenwert in seinem Leben zu geben.

Wovon lebe ich eigentlich? Worum dreht sich mein Leben? Wie stehe ich zu Gott? Habe ich das richtige Vertrauen zu Gott?

Fastenzeit. Zeit der Selbstprüfung und der Entscheidung. Zeit des Reifens im Glauben an Gott. Gott bewusst suchen, mit ihm reden, ihm unsere Liebe erklären - „mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit all unseren Kräften“ - und ihm das zeigen, durch unsere Haltung zu unseren Mitmenschen. Darum heißt es schon beim Propheten Jesaja: „Wer wirklich glaubt und sein Vertrauen auf Gott setzt, wird nicht verloren gehen.“

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